THE VISION

Nepal ist der durchschnittlich höchstgelegene Staat der Erde. 8 der 14 Achttausender liegen in Nepal und machen das Land zum beliebten Ziel gut zahlender Touristen. Nepal hat viele Flüsse. Es liegt um den 28. Breitengrad und ist schön warm. Es gibt sehr fruchtbare Täler. Ab Mai Monsunregen. Die Menschen sind friedlich, belastbar und fleißig. Es besteht Schulpflicht. Die Regierung ist eine parlamentarische Republik. Soviel Potenzial! Trotzdem will die Entwicklung Nepals nicht so richtig in Schwung kommen. Nepal gehört zu den 30 ärmsten Ländern der Welt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf nach Kaufkraft (und damit vergleichbar) beträgt 355$. Die Analphabetenquote liegt bei Frauen noch immer bei 44%. Nur jeder zweite Haushalt hat Zugang zu sauberem Wasser. Die Hälfte der Wälder ist abgeholzt – Bodenerosion wird zunehmend zum Problem. Subventionierte Lebensmittel aus China haben Nepal abhängig gemacht. Selbst die Cashmereziegen sind von dort verschwunden. Die Regierung ist sehr mit sich selbst beschäftigt und gilt als korrupt. Wirtschaftlich schwierig ist der fehlende Zugang zu den Weltmeeren. Nepal ist ein Importland. Das muss sich ändern.

Mach es fair.

neyo. wählt Workshops aus, die mit wenig technischem Aufwand und Invest – dafür aber mit möglichst vielen Mitarbeiter:innen effizient produzieren können. neyo. zahlt überdurchschnittlich hohe, aber immer angemessene Löhne und sorgt für stabile Arbeitsplätze. Absolut sind die Löhne niedrig, was erlaubt, viele Menschen zu beschäftigen. Ein Pullover ist ein Arbeitsplatz. In einer industriellen Produktion sind 100 Pullover ein Arbeitsplatz.

Mach es leicht.

Aus falsch verstandener Hilfsbereitschaft werden Nepal manchmal industrielle Maschinen „geschenkt“, die qualitativ auf dem Weltmarkt nicht mithalten können und die irgendwann ausländische Techniker, teure Ersatzteile benötigen, um dann auf dem Müll zu landen. Es holt sie ja keiner mehr ab. neyo. setzt auf Handarbeit und einfache Maschinen, z. B. Handstrickapparate, die keine große Einarbeitung benötigen, die selbst repariert werden können. Man muss noch nicht einmal lesen können, um sie zu bedienen. Und im Lockdown konnten sie zuhause aufgestellt werden.

Mach es unabhängig.

Die Welt wird sich ihrer Verantwortung immer bewusster und setzt auf Nachhaltigkeit. Die Produktion wird langsam aber sicher wieder lokaler. Das ist gut. Aber es ist schlecht für alle armen Länder, die ein austauschbares Produkt herstellen, denn sie werden ihre Grundlage verlieren. neyo. setzt deshalb auf Handarbeit, die in Europa keiner mehr finanzieren kann und auf Materialien, die es in Europa so nicht gibt. Dazu gehört Cashmere, Lotusseide, Kapok, Brennesselfaser, Hanf aus Nepal – in einer Verarbeitungsgüte, die auch anspruchsvolle Menschen erstaunt. Es gibt immer wieder Rückschläge, aber wir sind auf dem Weg.

Mach es stabil.

Übergangslösungen. Um die Produktion und die Arbeitsplätze in Nepal auch unter schwierigen Bedingungen zu halten, greifen wir manchmal auf Übergangslösungen zurück. So auch 2015 als nach dem Erdbeben die Produktionshalle nicht mehr zu nutzen war. Und wir unsere Kunden um Bestellungen baten, die später geliefert werden sollten, damit sofort das Geld für den Neubau zur Verfügung steht. Und manchmal, wenn in Nepal kein hochwertiges Cashmeregarn zu bekommen ist, dann importieren wir zähneknirschend aus der Mongolei. Immer mit dem Ziel vor Augen: Rohstoffe aus Nepal, Produktion in Nepal, damit aus einem Importland ein Exportland werden kann und aus einem Entwicklungsland ein Schwellenland.

Mach es in Ruhe.

Nicht alle Niedriglohnländer, aber die meisten, haben traditionelle Herstellungsverfahren, die mit den richtigen Materialien und auf die Möglichkeiten angepasstem Design ästhetisch schöne Produkte erlauben. Und Menschen, die sich Zeit nehmen und mit Respekt vor den Gaben der Natur sehr präzise arbeiten. neyo. ist überzeugt, dass solche Produkte langfristig Erfolg in den Ländern des globalen Norden haben werden. Und eben nicht irgendwelcher Ramsch, der nur deshalb heute in Nepal (und morgen woanders) gefertigt wird, weil es dort gerade billiger ist. neyo. begleitet deshalb die Workshops in Nepal sehr eng und unterstützend. Geduld, Wohlwollen, Zeit, Unterstützung ist dort oft wichtiger als Geld.

Mach es außergewöhnlich.

Nepal muss seine Exporte steigern. Dafür muss Nepal produzieren. Vom Recycling und Upcycling kann Nepal nicht leben. Deshalb braucht es Produkte, die neu hergestellt werden müssen und die so schön und außergewöhnlich sind, dass sie in einer Welt des Konsums noch eine Chance haben aufzufallen und nachhaltig Begeisterung zu wecken. neyo. arbeitet sehr eng mit den Workshops zusammen, um diese zu entwickeln. Z. B. mit unserem Farbpoeten Bikendra, der zwar nicht weiß, wie der richtige Grünton sein muss, aber der weiß, wie man ihn auf die verschiedenen Materialien zaubert. Unfassbar schön, ihm dabei zuzusehen.